Erst die Arbeit, dann das Spiel? Bullshit!
Schreiben ist anstrengend und aufregend, und manchmal ist es mir genau deswegen zu viel …
Aber Kreativität, die nicht raus darf, wandelt sich in innere Unruhe.
Kreativität möchte nicht beschwichtigt, nicht klein gehalten werden. Sie ist ganz „unvernünftig“.
Du kannst ihr tausendmal sagen, dass es Wichtigeres gibt, dass die Welt gerade ganz schrecklich ist und du deshalb auf keinen Fall so etwas „Frivoles“ wie schreiben, malen, fotografieren etc. machen darfst – denn du könntest dich ja wohlfühlen und dich freuen, und das ist gerade echt nicht ok …
Aber das interessiert die Kreativität nicht.
Sie möchte raus.
Sie möchte Lebendigkeit werden.
Und wenn du sie unterdrückst, wird sie zerstörerisch.
Gleichzeitig ist sie fragil: sie mag keinen Druck, sie mag nicht instrumentalisiert werden, sie möchte nicht passend gemacht werden – denn dann haut sie ab. Und du bleibst zurück: leer, grau, unlebendig.
Gibst du ihr Raum, füllt sich die innere Leere mit Leben.
Ich bin bei mir, wenn ich – ohne „sollen und müssen“ – meinem Bedürfnis nach Ausdruck und Schaffen nachkomme.
Ein wundersamer Nebeneffekt ist, dass alles andere danach viel schneller von der Hand geht, wenn ich dem „Spielen“ zuerst nachgekommen bin. Umgekehrt funktioniert es nicht.
„Erst arbeiten, dann spielen“ ist ein Spruch, der uns vom Spielen, vom Selbstausdruck, vom In-der-Welt-Sein abhält.
Ein sicheres Rezept für Frust und Burnout.
Es ist nie vorbei mit den „Pflichten“.
Und wenn wir denken: „So, jetzt habe ich genug geleistet“, sind wir so müde, dass die Kreativität gerade noch reicht, um ein neues Kleidungsstück o. Ä. online zu shoppen.
Cui bono?
Wer hat etwas davon, wenn wir dauererschöpft sind? Wir nicht.
Wem nützt es, wenn ich die ganze Zeit meinen Ängsten gefolgt bin, doch bitte eine brave Bürgerin, Konsumentin usw. zu sein – damit ich akzeptiert werde und mir nichts passiert? Mir nicht.
Erst das Spiel, dann die Arbeit!
Das Leben ist endlich. Es gibt kein „später“.

