Das ewige handy thema …
oder wie entfliehe ich dem Entweder / Oder?
Ich bin mal so frech und gehe davon aus, dass du das kennst … 📱
Handy in der Hand, scrollen, die Zeit fliegt und irgendwann denkst du: huch, was ist denn hier passiert?
Ich kenne das leider viel zu gut.
Abgewöhnen hat bei mir nie funktioniert.
Ohne iPhone: Unrealistisch.
Und doch: ich möchte mein Leben leben und nicht anderen beim Leben online zusehen.
Was passiert, wenn ich mich dafür interessiere, wann und wieso ich zum Handy greife?
Dann merke ich: mein Automatismus setzt oft ein, wenn mein System versucht, sich zu regulieren …
wenn etwas in mir zu aufregend ist, um es zu halten.
Und statt hinzuspüren, greife ich zum Handy.
Das bedeutet:
✨ Gedanken, die gerne weitergedacht würden, verschwinden.
✨ Gefühle, die gefühlt werden wollen, werden weggeschoben.
✨ Impulse, die kreativ werden könnten, werden überlagert.
Und ich höre auf tief zu atmen, ziehe mich zusammen, werde kleiner, fast so, als ob ich nicht mehr wirklich existiere.
Ja, es gibt Momente, in denen Ablenkung sinnvoll ist.
Und: es gibt viel mehr Momente, in denen dieses reflexartige Greifen nach dem Handy etwas Wertvolles verhindert.
Denn dieser kurze Moment von Unwohlsein ist oft Teil von kreativem Schaffen.
Wenn wir ihn nicht halten, wird jeder Impuls für Neues im Keim erstickt.
Und dann wird die Welt ein bisschen grauer, langweiliger, fremdbestimmter.
Darum frage ich mich inzwischen, wenn ich zum Handy greife:
👉 Was ist los? Was halte ich gerade nicht aus?
👣 Füße auf den Boden.
🌬 Atmen.
🌌 Blick weiten.
Und wenn ich merke, dass mehr nötig ist, schreibe ich auf, was passiert … und halte es.
Und: nein, das geht nicht immer. Und das ist auch okay.

Und wenn ich weiter über das Handythema nachdenke ….
Mir fällt auf, wie oft wir in „entweder / oder“ Positionen verfallen: Entweder ganz offline oder ganz online. Entweder gar kein Social Media oder ständig posten und scrollen. Entweder iPhone und Dauer-user oder „Dumbphone“ ohne Internet.
Dabei werden zwei Dinge oft in einen Topf geworfen, die getrennt gehören: Das Handy und Social Media sind nicht dasselbe.
Wenn ich sage, dass ich nicht auf mein iPhone verzichten möchte, dann meine ich genau das. Als ich 12 oder 13 war, und in einem kleinem konservativem katholischen Dorf lebte, wünschte ich mir „etwas, womit ich, immer und überall an alle Informationen der Welt kommen könnte“. So habe ich es Anfang der 1980er formuliert.
Mein Vater hatte zwar viele Bücher aber nicht die, die ich suchte … Als das Internet kam, wurde dieser Wunsch erfüllt. Auch wenn es heute leider oft wie eine gigantische Shopping Mall wirkt, ich möchte es nicht missen, auch nicht in meiner Hosentasche.
Anfang der 2000er ging ich viel durch Berlin joggen und sah Orte, die ich gern fotografiert hätte und dachte „Ich möchte ein Handy, das auch tolle Fotos machen kann.“ Dann kam das iPhone und dieser Wunsch wurde auch erfüllt. Heute möchte ich nicht mehr auf meine „Kamera to go“ verzichten.
Ich bin sehr naturverbunden. Und ich bin auch technikinteressiert.
William Gibsons und Bruce Sterlings „Future Scenarios“ waren lange meine Lieblingslektüre. Ich habe mich auf die Zukunft gefreut. Umso mehr enttäuscht es mich, dass heute fast nur noch in Dystopien gedacht wird. Ich glaube, das ist fatal. Für das Leben, unseren Planeten, für uns alle.
Das iPhone ist nicht das Gleiche wie Instagram oder TikTok.
Es braucht Selbstdisziplin, Neugier und Interesse am eigenen Verhalten und eine gute Portion Selbstmitgefühl uns nicht für das scrollen zu verdammen: Social Media zu nutzen, ohne in Abhängigkeit oder Sucht zu rutschen ist verdammt schwer.
Ich habe nicht alle Antworten, nur viele Fragen.
Aber ich weiß: Ich möchte nicht auf das Gute verzichten, nur weil ich das Schwierige noch nicht im Griff habe.
Darum habe ich aufgehört, Accounts zu folgen, die mich nur aufregen. Das bringt nichts. Es raubt mir Energie, Kreativität, Lebenslust. Und ja, manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich denke: „Ich muss doch wissen, wie schlimm alles ist.“ Aber nein, auf eine Weise, die mir meine Wirksamkeit nimmt, muss ich das nicht.
Ich möchte nicht in Extreme verfallen, die schlussendlich nur zwei Pole des gleichen Problems sind.
Ich wähle, wie ich mein Leben gestalte.
